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Ein starker Rücken

29. Juni 2025 | Yoga & Pilates
Rückenansicht einer Frau im Tanktop, die mit ausgebreiteten Armen auf das Meer und den Sonnenaufgang blickt
Mit einem trainierten Rücken können wir viel leichter die Welt umarmen (Foto: © m-imagephotography@istockphoto.com)

Was wir unter Rückengesundheit eigentlich verstehen

Beschwerden im Zusammenhang mit der Wirbelsäule gelten bekanntermaßen bei uns als ,Volkskrankheit', seitdem wir uns mehr und mehr zu sitzenden Wesen entwickelt haben. Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren wir so wenig gezwungen uns selbst aus eigener Kraft fortzubewegen und unsere Nahrung zu beschaffen. Doch der Luxus hat auch einen gewissen Preis: Zu wenig Bewegung, das wissen wir ja längst, führt oft zu Schmerzen, sehr häufig im Bereich der Wirbelsäule und von dort ausstrahlend in die Extremitäten. Aber die Wirbelsäule selbst wird uns eben leider meist erst dann bewußt, wenn es Probleme gibt und deshalb möchte ich gerne ein bisschen beschreiben, was es bedeutet, eine gesunde Wirbelsäule zu haben.

Die Wirbelsäule als Zentralkanal für Nervenbahnen und als ,Stoßdämpfer' 

Unsere Wirbelsäule können wir in drei Abschnitte unterteilen: Die Lenden-, Brust- und Halswirbelsäule, die aus einer  je unterschiedlichen Anzahl von Wirbelkörpern besteht. Insgesamt haben wir 24 freie Wirbel, die über 23 Bandscheiben beweglich verbunden sind, dazu kommen zwischen 8 und 10 verwachsenen Wirbeln, die unser Kreuz- und Steißbein bilden.

Darstellung der Wirbelsäule und ihre Unterteilung in Hals-, Brust-, Lenden- und Kreuzbeinbereich
Die Wirbelsäule mit ihren Abschnitten und der charakteristischen Doppel-S-Form (© wetcake@istockphoto.com)

Entlang der Wirbelsäule verläuft der zentrale Rückenmarkskanal und zwischen den Wirbelkörpern treten die sogenannten Spinalnerven aus. Sie leiten Signale zwischen Körper und zentralem Nervensystem weiter, also zwischen Gehirn und Rückenmark. Die Ein- und Austrittsstelle, die Nervenwurzel, ist besonders empfindlich.

Jeder Abschnitt der Wirbelsäule leitet entsprechend seiner Lage die Nervenimpulse in und aus den entfernter gelegenen Teilen des Körpers und dadurch wird eine reibungslose Sensorik und Motorik ermöglicht, sowie natürlich auch eine Feinabstimmung des gesamten Nervensystems bezüglich unserer Organtätigkeit. Die Nerven der Halswirbelsäule steuern die Bewegung des Kopfes und Nackens nach vorne, hinten und zur Seite, sowie die Aufwärtsbewegung der Schultern, und dadurch ist auch die Steuerung des Diaphragmas (Atemmuskulatur) beeinflusst.  Die Brustwirbelsäule stabilisiert den gesamten Rumpf, denn durch ihre Krümmung ist der Aufbau des Brustkorbs gegeben, der die inneren Organe schützt. Durch die Nervenbahnen der Brustwirbelsäule wird die Wand, die Haut und die innere Haut des Brustkorbs mit der dazu gehörenden Muskulatur versorgt. Die Arme und Brustmuskulatur werden über die Nervenbahnen zwischen den unteren beiden Hals- und dem ersten Brustwirbel versorgt. In der Lendenwirbelsäule verlaufen gebündelt die Nervenwurzeln für die Versorgung der Beinmuskulatur, aber auch die Nerven der Blasen- und Mastdarmentleerung und die Sexualfunktion.

Das ist natürlich nur eine recht kurz gefasste Beschreibung unserer Wirbelsäule, aber schon hier erkennt man, dass, wenn wir von ,Rücken' im Sinne dieser Zentralachse sprechen, eigentlich bei weitem nicht nur von der Rückseite unseres Körpers, sondern von unserem ganzen Organismus sprechen!

Ein Wort zur Bandscheibe

Es lohnt sich wirklich, sich einmal der Funktion dieses fantastischen Mechanismus bewußt zu werden, denn hier kann man wirklich sagen ,klein aber oho': Ohne diesen Teil wäre unsere Wirbelsäule bewegungsunfähig. Die Bandscheibe, auch ,Zwischenwirbelscheibe' genannt, ist eine Faserknorpelscheibe, die für die Elastizität und Beweglichkeit verantwortlich ist. Im Zentrum jeder Bandscheibe befindet sich eine Art Kissen oder gelartiger Kern, der ,Nukleus pulposus'. Dieser wirkt tatsächlich wir ein kugelförmiges Wasserkissen und gewährleistet dadurch eine Art ,Stoßdämpferfunktion', die hilft große Kräfte wie beim Laufen oder Heben von Lasten abzufedern. 

Darstellung der Lage einer Bandscheibe zwischen zwei Körpern und eines Bandscheibenvorfalls
Darstellung eines Bandscheibenvorfalls in der Lendenwirbelsäule betreffend den Ischiasnerv (© Rudzhan Nagiev@istockphoto.com)

Wenn wir älter werden, passiert mit den Bandscheiben leider dasselbe wie mit allen anderen Geweben des Körpers. Die Zellerneuerung geht langsamer und die Struktur wird spröder, dadurch steigt auch das Verletzungsrisiko, denn die Bandscheibe verliert an Flüssigkeit und damit an Flexibilität. Außerdem ist etwa in der Lendenwirbelsäule durch den aufrechten Gang die Belastung auf die Wirbelsäule besonders hoch, so dass in diesem Bereich besonders häufig Verengungen auftreten. Kommen als zusätzliche Faktoren Fehl-, Über- oder leider eben auch Unterbelastung dazu, kann es zu unter anderem zu einem Bandscheibenvorfall kommen, wodurch die Nervenbahnen schmerzhaft beschädigt werden. 

Joseph Pilates hat einmal folgendes gesagt: ,Ein Mensch ist so alt wie seine Wirbelsäule! Wenn Ihre Wirbelsäule mit 30 steif ist, sind Sie alt. Wenn Sie mit 60 flexibel sind, sind Sie jung.'

Dieses Wissen sollte uns vor allem motivieren, uns um die Gesundheit unserer Bandscheiben und der Wirbelsäule zu kümmern. Mit gezielt auf Haltungsverbesserung angelegtem Pilatestraining und auch durch Yoga, können wir sehr viel tun, um lange geschmeidig und hoffentlich schmerzfrei zu bleiben.

 

 

 

Bildnachweis Titelbild: © m-imagephotography@istockphoto.com

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Portrait von Monika Schindlbeck

Ich bin Monika Schindlbeck und als Bewegungstrainerin möchte ich Dich dabei unterstützen, gesund, kraftvoll und voller Elan zu leben. Als zertifizierte Yogalehrerin und Pilatestrainerin liebe ich die Abwechslung im Training und schwöre auf Konzentration und Verstehen als Schlüssel zum Erfolg.

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